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31.05.2020: Prof. Dr. Helmut Schwier - Ansprache zu Apg 2,1-21 im Kurzgottesdienst zu Pfingsten

Ansprache zu Apg 2,1-21 im Kurzgottesdienst zu Pfingsten, 31. Mai 2020

in der Peterskirche

 

Universitätsprediger Prof. Dr. Helmut Schwier

 

 

Liebe Schwestern und Brüder,

auf das Pfingstwunder und das Halleluja, das Loben der großen Taten Gottes folgt die Pfingstpredigt. Petrus darf sie halten, Lukas hat sie geschrieben, und ich nehme sie in unserer Gegenwart auf. Die Situationen könnten allerdings unterschiedlicher nicht sein: ekstatische Begeisterung damals in Jerusalem – Besonnenheit und nötige Zurückhaltung bei uns; der Prediger Petrus hat es mit lautstarken Spöttern zu tun: die spüren nicht den spiritus sanctus, sondern sehen zu viel Spirituosen im Spiel – wir hören aufmerksam, ohne Spott auf die Heilige Schrift und freuen uns doch auch am Humor der Pfingsterzählung des Lukas.

Die Heilige Schrift, die Petrus zitiert, steht beim Propheten Joel. Die meisten von Ihnen werden Sie durch die Pfingstgeschichte häufig gehört haben und kennen. Doch ist Ihnen aufgefallen, dass die Schriftlesung heute einige Verse länger war als sonst? Die erst seit kurzem gültige neue Ordnung der Lesungen und Predigttexte empfiehlt diese längere Version mit dem dann vollständigen Zitat des Propheten Joel. Der erwähnt gegen Ende irritierende Bilder und kosmische Zeichen: Wunder am Himmel und unten auf der Erde, Blut, Feuer, Rauchdampf, Finsternis, ein Mond voller Blut.

Das liegt nicht so fern von unserer Situation. Apokalyptische Zeichen: mit Feuer und Rauch verwüstete Landschaften in Australien oder Tschernobyl, Brandrodungen im großen Stil und Vertreibungen indigener Völker in Brasilien um des Profites willen. Und natürlich heute das schleichende, unsichtbare Corona-Virus, das den gesamten Erdkreis lahm legt und bedroht. Bedrohungen und Katastrophen hat es immer in der Weltgeschichte gegeben, und nicht wenige haben sie als Zeichen Gottes gedeutet, mit ihnen gedroht, andere eingeschüchtert und auf das Ende allen Lebens verwiesen; oder in der säkularen Variante behauptet man Verschwörungen und findet rasch Schuldige – Bill Gates, Angela Merkel, Christian Drosten – die am besten zu beschimpfen, zu bestrafen, zu beseitigen seien. Wie erbärmlich und wie boshaft!

Achten wir nun genau darauf, was hier in der Heiligen Schrift passiert. Die Weissagung des Joel greift der Theologe Lukas für seine Pfingstgeschichte auf; Lukas selbst schreibt in einer Zeit gegen Ende des 1. Jh., in der Jerusalem und der Tempel bereits verwüstet waren, die Römer noch brutaler als vorher ihr Weltreich beherrschten und wirtschaftliche Krisen bei vielen Existenzängste hervorriefen.

Lukas hätte als Schriftsteller sicher großen Erfolg erzielt, wenn er genau diese Stimmung nicht nur aufgegriffen, sondern bedient und in apokalyptischen Farben genüsslich ausgemalt hätte.

Er tut das Gegenteil. Er greift auf, aber verändert entscheidend die Gewichte. Gerade in bedrohlicher Zeit verkündet er die Rettung. Sie ist sein Zielpunkt. Deshalb zitiert er am Ende Joel mit dem Satz: „Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.“ Und Petrus führt aus: Dieser Herr ist Jesus Christus, der hingerichtet wurde, aber den hat Gott zu Ostern ins Leben und ins Recht gesetzt.

Im Zentrum des Evangeliums, im Zentrum der Kirche, im Zentrum der Predigt steht dieses Bekenntnis: Gott selbst trägt und erträgt Leid und Tod, und er selbst verbürgt Rettung und unzerstörbares Leben.

Dieser Gott sitzt im Regimente und niemand anderes. Aber Achtung – er führt sein Regiment auf göttliche, nicht auf menschlich-unmenschliche Weise: denjenigen, die ihn verspotten, wird nicht mit göttlichen Zeichen das Maul gestopft; diejenigen, die sich erbärmlich und boshaft verhalten, wird nicht aus dem Himmel Einhalt geboten – ihnen allen (und uns) werden durch Gottes Boten nur Worte gesagt: Wer Gott anruft, wird gerettet, sagt Joel; dieser Gott schafft Heilung, Gerechtigkeit und Frieden, sagt Jesus; diesen Jesus haben Menschen getötet, aber Gott hat ihn auferweckt, sagt Petrus; und Lukas sagt: dieser Gott des Lebens verschenkt seinen Geist an alle Erwählten über menschliche Grenzen wie Sprache, gesellschaftlichen Status, Geschlecht hinweg.

Wie alle Wunder in der Bibel ist auch das Pfingstwunder kein Dauerzustand. Es ist Vorgeschmack auf Gottes Reich. Gottes Geist macht lebendig: die Worte und die Menschen, die sie sagen und hören. Manchmal spektakulär, meist aber im Verborgenen. Auch das Pfingstfest in Jerusalem begann nicht als machtvolles Großereignis. Gottes Geist öffnete vielmehr Türen und Herzen der Menschen, die zunächst eingeschlossen im Haus waren und warteten.

Was können wir tun? Wir können um Gottes Geist bitten: Veni Creator Spiritus – komm, Schöpfer Geist, belebe und verwandle uns. Denn Gott handelt und wirkt in der Welt nicht ohne uns. Wir kooperieren mit ihm und machen dabei die Erfahrung, dass wir selbst verwandelt und verändert werden. Wer um Gottes Geist bittet, wird nicht bleiben, wie er ist.

Heute bitte ich um den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Schenke deine Kraft allen körperlich und seelisch Erschöpften und schenke sie uns. Schenke deine Liebe den Verbitterten und den Glücklichen und schenke sie uns. Schenke deine Besonnenheit den Übermütigen und Lautstarken und schenke sie uns. Komm, Schöpfer Geist, belebe und verwandle uns. Öffne Türen und Herzen. Amen.

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Letzte Änderung: 02.06.2020
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