TRN Digitaler Animismus
Das Thematic Research Network Digitaler Animismus untersucht die vielgestaltigen Zuschreibungen von Subjektivität in interdisziplinärer Perspektive. Das im Rahmen der Exzellenz-Inititative geförderte Netzwerk entwickelt in seiner zweiten Phase ein gemeinsames Forschungsprogramm, auf Basis dessen neben einer Publikation ein umfangreicheres Verbundprojekt entstehen soll.
Zielsetzung
Im Netzwerk werden Praktiken, in denen digitale Systeme als Subjekte oder Quasi-Subjekte ins Werk gesetzt werden, an paradigmatischen Fallvignetten aus dem medizinischen Bereich untersucht.
Das inhaltliche Ziel ist dabei zunächst und vor allem die Beschreibung und Analyse digital-animistischer Praktiken unter Zuhilfenahme der Theorieperspektiven und methodischen Zugänge der beteiligten Disziplinen, in zweiter Linie auch deren ethisch-normative Beurteilung.
Das forschungspraktische Ziel des Netzwerks liegt in der Weiterentwicklung von Beschreibungsperspektiven, der Identifikation von Forschungslücken und der Vertiefung der Kooperationsbeziehungen unter den FoF 3-Disziplinen, in die übrige Universität und über diese hinaus. Insbesondere soll das Netzwerk auch in Zukunft dazu beitragen, die Schwerpunkte Körperlichkeit/Verkörperung und (Mensch-Maschine-)Interaktion des FoF 3 auszubauen und zu profilieren.
Hinsichtlich des konkreten Outputs zielt das Netzwerk auf
- Identifikation konkreter Forschungsvorhaben mit dem Ziel, disziplinäre Forschungsvorhaben (Dissertationen etc.) sowie interdisziplinäre Verbundforschungsprojekte zu entwickeln und entsprechende Projektanträge zu erarbeiten;
- interdisziplinäre Vernetzung und Perspektivenverschränkung mit Darstellung dieser Vernetzung in einer geeigneten Weise (s.u. 3.);
- Explorative Arbeit an Daten in der Projektgruppe, Publikation der Ergebnisse in geeigneter Weise (Zeitschriftensonderheft oder Buchpublikation) zur Vorbereitung eines Verbundforschungsantrags.
Ergebnisse aus Phase 1
Dimensionen des Begriffs
- Praktischer Animismus: Phänomene der Zuschreibung von Subjektsqualität an digitale Systeme
- Reverser Animimismus: Rückwirkungen derselben auf die Subjektstellung menschlicher Akteure
- Animismus by Design: Analyse der Regulierung von Subjektförmigkeit digitaler Systeme durch deren Programmierung
Hierdurch leistet der er jenseits etablierter Begriffe des Anthropomorphismus oder auch Techno-Animismus hinaus einen originären Beitrag zur Debatte um Anthropologie und Ethik der KI.
Interdisziplinäre Anschlussfähigkeit
Der Begriff vernetzt sinnvoll Ansätze und analytische Kategorien der Ethnologie bzw. Sozialanthropologie, der Philosophie der Psychologie und Psychiatrie , der Linguistik , der Kultur- und Sozialwissenschaften , der Technikwissenschaften und der Ethik in einem gemeinsamen interdisziplinären Rahmen.
Eignung für Forschungskontexte
Der Begriff eignet sich für empirische Operationalisierung und damit für die kooperative Generierung und Analyse von Daten. Damit erlaubt er eine im Vergleich zu bisherigen Beschreibungen feinkörnigere und phänomenreichere Deskription der Mensch-Maschine-Interaktion.
Normative Sensitivität
Mit der Kategorie der Subjektivierung oder der (zugeschriebenen) Subjektqualität ist der Begriff des digitalen Animismus schließlich auch für die normativen Aspekte der Debatte hochgradig sensitiv. Er erlaubt es, die Fragen nach Täuschung und Würdeverletzung, nach trustworthy AI und human centeredness wie auch nach der Ethik medizinischer Professionen explizit, aber mit einem neuen Beschreibungsinstrumentarium, zu adressieren.